2024 im Musik-Radar: 7 Künstler, die ihr nicht verpassen solltet

Frohes neues Jahr! 2024 begrüßt uns mit offenen Armen und die Musikwelt, noch im „All I Want For Christmas Is You“-Koma, beginnt langsam, aber sicher, wieder aufzutauen. Während die letzten Best-Of-Listen (nicht verpassen: das KIEZPERLEN-Best Of) geschrieben wurden, blicke ich zurück auf ein Jahr, in dem ich meine Fühler in alle Richtungen der musikalischen Landschaft ausgestreckt habe. Von Indie Pop aus Vancouver bis hin zu Alternative R&B aus Tokio, habe ich Künstler und Künstlerinnen entdeckt, die ihr 2024 nicht verpassen dürft. Ich nenne die Rubrik „Kiezkompass“, der Name wird höchst wahrscheinlich noch geändert, Vorschläge bitte in die Kommentare!

young friend: Indie Pop aus Vancouver

Ihr wollt Indie Pop mit Herz und Seele? Dann sollte young friend, der aufstrebende Sänger aus Kanada, nicht auf eurer Playlist fehlen. Drew Tarves, wie er bei Freunden und Familie bekannt ist, lebt in Vancouver und hegt eine tiefe Leidenschaft für Old School-Musik. Trotzdem ist er ein Kind der neuen Schule, indem er moderne Bedroom Pop-Produktionen mit tiefgründigem Songwriting kombiniert. Bei romantischem Kerzenlicht verfasst er seine Songs auf traditionelle Weise – mit Stift und Papier – natürlich trägt er dabei seinen liebsten Vintage-Pullover. Seine größte Inspiration? Bon Iver.

Letztes Jahr veröffentlichte er seine EP „scaredy cat“, auf der seine Vorliebe für Indie- und Alt-Pop mehr als deutlich wird. Mit fünf Songs und einer Gesamtspielzeit von 13 Minuten bietet das Projekt eine kurzweilige, aber fesselnde Reise durch einen Ozean aus Selbstreflexion und tiefgründigen Emotionen.

Ein Must-Hear ist der Song „feral canadian scaredy cat“. Drew thematisiert auf dem Slowburner das Erwachsenwerden in einem dynamischen Mix aus intimer Ballade und kraftvollem Alt-Rock-Finale.

The Royston Club: Vier Kumpels, die einfach nur Musik machen wollen

Wir bleiben beim Indie-Sound, werden aber etwas rockiger. The Royston Club, das sind vier Freunde aus Wrexham in Nordwales: Tom Faithfull (Leadgesang und Rhythmusgitarre), Ben Matthias (Leadgitarre und Songwriting), Dave Tute (Bass) und Sam Jones (Schlagzeug).

Ihre Karriere begann Ende 2019 in den berühmten Parr Street Studios, wo bereits Größen wie Moby, Coldplay und Diana Ross Platten aufnahmen. Hier entstand ihre Debüt-EP „This State I’m In“. Schnell bauten sie eine treue Fangemeinde auf; die Debüt-Vinylauflage ihrer EP war innerhalb von 24 Stunden ausverkauft. Zudem traten sie auf diversen Festivals auf.

2023 erschien ihr langersehntes Debütalbum „Shaking Hips and Crashing Cars“, das sowohl Songs aus der Anfangszeit ihrer Karriere als auch viele neue Schätze beinhaltet. Ob man nun Songs zum Tanzen, Mitgröhlen oder Traurigsein sucht – hier wird man fündig. Die Must-Hears? „Mrs. Narcissistic“ und der Albumopener „The Deep End“, die den Vibe der Band perfekt einfangen und euch ein unverfälschtes Bild ihres Sounds geben.

mui zyu: Experimenteller Pop über faule Brötchen und Geister mit Pfirsichhaut

Ja, richtig gelesen. In der skurrilen Welt von Eva Liu, Frontfrau der Londoner Indie-Band Dama Scout und als Solokünstlerin Mui Zyu unterwegs, geht es um wunde Bären, Dämonen und faule Brötchen. Die in Hongkong geborene Künstlerin, die seit ihrer Debüt-EP „A Wonderful Thing Vomits“ für die perfekte Verschmelzung von bedrohlicher Instrumentierung und einem sanften Gesang gelobt wird, entführt uns in ihre Traumwelt.

Ihr Debütalbum „Rotten Bun for an Eggless Century“ (übersetzt: Faules Brötchen für ein Jahrhundert ohne Eier), was letztes Jahr erschien, ist eine faszinierende Mischung aus Indietronica, engelhaften Popsounds und Lo-Fi. Bei Apple Music wird das Album kurioserweise als „Indie Rock“ kategorisiert – ein Mysterium, das die Künstlerin wohl mit ins Grab nehmen wird. Die Platte, die an Künstler*innen wie Fever Ray und Yeule erinnert, ist eine wundersame Reise durch eine verzerrte Klangwelt. Der Kontrast zwischen ihrer Stimme und den, ähm, unverkennbaren „Indie-Rock“-Klängen schafft je nach Stimmung eine unterschiedliche Atmosphäre: mal beruhigend, mal beunruhigend.

Zu den Must-Hears gehören „Eggless Century“, ein märchenhafter Ethereal-Wave-Track, und „Talk to Death“, eine etwas schnellere Nummer mit gespenstischen Synths.

Espacio Dios: Elektronischer R&B mit Heimatbezug

Espacio Dios, ein aufstrebender südafrikanischer Künstler aus Mafikeng in der Nordwestprovinz, ist längst kein Geheimtipp mehr. Schon 2016 lobten ihn mehrere Publikationen aus seiner Heimat – darunter auch Südafrikas einziges Print-Hip-Hop-Magazin Hype – für seinen innovativen Sound.

2023 hat der Künstler, bürgerlich Masego Makganyoha, ein beeindruckendes Projekt gestartet: die Veröffentlichung von drei EPs („The First Kind“, „The Second Kind“ und „The Third Kind“) als zusammenhängendes Werk. Jede dieser Veröffentlichungen ist eine faszinierende Sammlung innovativer Klänge, Emotionen und Geschichten. Zu behaupten, Espacio Dios sei seiner Zeit voraus, wäre noch untertrieben.

Der Künstler beschreibt seine Projekte selbst als afrikanischen R&B mit Motswako-Einflüssen, einer Mischung aus traditioneller und elektronischer Musik. Um in seinen einzigartigen Sound einzutauchen, sind die Must-Hears: „The Second Kind“, eine Zusammenarbeit mit dem Rapper Okmalumkoolkat und Naleli, sowie „Blueprint“, ein Song aus seinem neuesten Projekt, der mit traditionell inspirierten Gesängen verzaubert.

Ako: Kreativer J-Pop aus Tokyo

2024 könnte das Jahr von Ako sein, einer jungen Künstlerin aus Hyogo, Japan. Bereits seit 2020 entzückt sie als Singer-Songwriterin das Publikum, wobei sie die meisten ihrer Songs selbst schreibt und produziert. Auch die Musikvideos kommen aus eigener Schmiede: Sie werden vom Kreativteam Londog produziert, das ebenfalls unter Akos Leitung steht. Doch damit nicht genug: Ihre Musik erscheint auch bei ihrem eigenen Label. Die mittlerweile in Tokio lebende Künstlerin, hat ihre Karriere fest im Griff.

Mit ihrer Alternative R&B-Musik tourt sie quer durch Japan und fesselt ihr Publikum. Dabei lässt sie sich nicht auf ein Genre festlegen, sondern bedient sich frei und kreativ bei Elementen aus Dream- oder Dance-Pop. Erst kürzlich veröffentlichte sie ihre neueste EP „Steal Your Heart“ mit fünf spannenden Songs.

Die Must-Hears sind „Somewhere“, die wohl bekannteste Single der Künstlerin, und in „racy“, einen frischen Alt-Pop-Song von ihrem neuesten Projekt. Wir können nur hoffen, dass 2024 ihr Debütalbum erscheint.

M. Byrd: Die deutsche Indie-Hoffnung

M. Byrd, im echten Leben Maximilian Barth, ist das neue Gesicht der Indie-Musikszene, das nicht nur in Deutschland, sondern auch international Aufsehen erregt. Mit seiner unverwechselbaren Mischung aus ehrlichen Texten und unbeschwerten Gitarrenriffs hat er dieses Jahr bereits eine erfolgreiche Europatournee hingelegt. Ursprünglich aus Wadern, hat sich der Singer-Songwriter, der früher als Bassist bei Ilgen-Nur spielte, mittlerweile in Hamburg niedergelassen.

Seine Musik, eine aufregende Kombination aus Indie-Pop, Neo-Psych und Folk, hat er schon auf renommierten Bühnen wie dem Reeperbahn Festival, dem Immergut Festival und dem Rolling Stone Weekender präsentiert. Seine Debüt-EP „Orion“, die 2021 veröffentlicht wurde, erhielt bereits internationale Anerkennung. Maximilian ist zudem bekannt für seine Experimentierfreudigkeit mit Alltagsklängen. In einem Interview mit dem MYP Magazin verriet er, dass er oft Voice-Memos und Tonschnipsel auf seinem Handy aufnimmt, um sie in seine Musik zu integrieren.

Ein perfektes Beispiel für diese Klangexperimente ist der Song „Seed“ von seinem 2023 erschienenen Debütalbum „The Seed“, ein Must-Hear. Der Track beginnt mit Geräuschen aus einem Teeladen in Silkeborg, einer dänischen Kleinstadt. Sein erstes Album greift schwierige Themen auf, wie Krieg oder den tragischen Tod eines Radfahrers in den Armen des Vaters seiner Freundin. Doch trotz der schweren Themen ist das Album nicht durchweg melancholisch. Ganz im Gegenteil: Der metaphorische „Samen“, von dem der Künstler spricht, steht für die Hoffnung auf etwas Besseres.

Ka2: Ein extrovertiertes norwegisches Pop-Duo

Das Schlusslicht für die Liste bilden Ka2 – ein Duo, das die norwegische Elektropop-Szene ordentlich aufmischt. Hinter Ka2 stehen DJ und Songwriter Didrik Thulin sowie Sondre Alvestad, auch bekannt als der EDM-Künstler Sonny Alven. Ihr Stil? Ein tanzbarer Pop, der sich häufig bei Techno, Trance und Tanzmusik der 80er Jahre bedient. Die beiden Künstler, die sich selbst als Naturburschen bezeichnen, präsentieren sich in ihren Videos und auf Bildern in sozialen Netzwerken oft inmitten der Natur – sei es in Bäumen, Büschen oder an einem versteckten See in den norwegischen Wäldern.

Doch Ka2 sind nicht nur als Duo aktiv. Sie wirken auch hinter den Kulissen mit und haben bereits Remixe für Künstlerinnen und Künstler wie Tove Lo und Alesso veröffentlicht. Auch Kollaborationen mit Felix Sandman und Benjamin Ingrosso gehören zu ihrem Repertoire. Bekannt sind sie vor allem für ihre energiegeladenen Live-Shows. Ein Highlight ihrer Karriere war sicherlich das Outdoor-Set in der Nähe des Geiranger-Fjords in Norwegen, das sie 2022 spielten. (Schaut euch das Set unbedingt hier an!)

Zu ihren Must-Hear-Tracks zählen „Bare Bli Elsket“, ein melancholischer Synthpop-Song von ihrem Album „Evig Eventyr“, und „Fantasi“, ein energiegeladener, verführerischer House-Track. Letzterer ist ihre neueste Single, die kurz vor dem Jahreswechsel erschien.

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