5 Indie-Alben aus 2024, die du (leider) noch nicht gehört hast

Leute, stellt euch mal vor: Es ist schon November. Die Blätter sind gefallen, die Tage sind grau, und in den Redaktionen wird vermutlich schon fleißig an den „Best of 2024“-Listen gefeilt. Ich bin ehrlich – auch bei mir wird’s bald eine persönliche Hitliste geben, aber das braucht noch ein bisschen.

Bevor wir uns in die großen Jahres-Highlights stürzen, will ich euch ein paar Musik Empfehlungen und unbekannte Indie-Pop Alben zeigen, die ihr vielleicht übersehen habt. Ich hab mich durch meine Streaming-Profile und mein Last.fm geklickt und zehn Indie-Alben ausgegraben, die 2024 richtig Spaß gemacht haben – und die ihr vielleicht noch entdecken solltet, bevor das Jahr zu Ende geht. Von Indie-Pop aus Australien bis zu Klängen aus Hongkong ist einiges dabei. Indie-Fans, das ist für euch!

Abby Sage – The Rot

Das erste bemerkenswerte Debütalbum stammt von der kanadisch-britischen Alternative-Pop-Künstlerin Abby Sage. The Rot wurde am 1. März 2024 veröffentlicht und begeistert mit verträumten Synth- und Gitarrenmelodien sowie Abby Sages sanften Vocals. Die Platte behandelt Themen wie Kindheit, Sexualität und Identität – klanglich verankert im Indie-Pop, aber angereichert mit Einflüssen aus Alt- und Schlafzimmer-Pop.

Abby Sage, die in Toronto geboren wurde und heute in Los Angeles lebt, begann ihre musikalische Karriere bereits in jungen Jahren und lud erste Songs heimlich auf SoundCloud hoch. Ihre Lyrics spiegeln oft persönliche und fiktive Geschichten wider. Sie gestaltet für dieses Album und die zugehörigen Musikvideos eindrucksvolle Visuals, bei denen sie selbst handgefertigte Papiermaché-Elemente entwarf, die die Thematik von The Rot visuell verstärken. Musikalisch wäre es reizvoll gewesen, wenn Abby Sage noch etwas düsterere Klänge eingeflochten hätte, doch textlich und klanglich überzeugt das Album bereits mit starker Ausdruckskraft.

Highlights: Phantom Arm, Soak, Milk

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Cosmo Sheldrake – Eye To The Ear

Ein Album für alle Naturliebhaber: Eye To The Ear ist das dritte Studioalbum des britischen Multiinstrumentalisten und Komponisten Cosmo Sheldrake, erschienen am 12. April 2024. Die 21 Tracks bieten über eine Stunde faszinierender Klänge, die Naturgeräusche mit musikalischen Elementen wie Bläsern und Percussion verweben. Sheldrake, der bereits mit Aufnahmen von Vogelgesängen und Walgesängen bekannt wurde, integriert hier Field Recordings von Vogelgezwitscher, Wasserplätschern und Insektensummen.

Cosmo Sheldrake, der mehr als 20 Instrumente beherrscht, stammt aus einer kreativen Familie – sein Vater ist Parapsychologe, seine Mutter Stimmlehrerin und sein Bruder, der Biologe Merlin Sheldrake, schrieb das Buch Verwobenes Leben. Dieses Erbe der Naturverbundenheit prägt seine Musik und macht Eye To The Ear zu einem Klangabenteuer, das die Symbiose zwischen Mensch und Natur spürbar macht. Eine beeindruckende Rückkehr zur Form für den Art-Pop-Avantgardisten.

Highlights: Old Ocean, Half Past Three, Stop The Music

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Brimheim – RATKING

Von den Naturklängen geht es in die düsteren Abgründe des menschlichen Seins: Das Album RATKING der dänisch-färöischen Künstlerin Brimheim lässt sich vom Rattenkönig-Phänomen inspirieren, bei dem mehrere Ratten durch ihre Schwänze verknüpft sind – eine Metapher für die ineinander verwobenen Themen auf dieser Platte. Brimheim, bürgerlich Helena Heinesen Rebensdorff, mischt Indie-Rock mit New Wave und Glamrock und beleuchtet Themen wie Depressionen, Selbstakzeptanz und Queerness.

Mit ihren Musikerkollegen Søren Buhl Lassen und Robert ‚Buster‘ Jensen von Blaue Blume entwickelt Brimheim ein atmosphärisches Sounddesign, das Tiefe und Intensität ausstrahlt. RATKING konfrontiert uns mit Scham, Frustration und den verborgenen Aspekten der Persönlichkeit. Ihre klangliche Reise durch den „Schmutz und das Galle und das Schleimige“ zeigt, dass Pop lebendig und kreativ bleibt, wenn Künstler wie Brimheim sich an die Grenzen wagen.

Highlights: Normies, Literally Everything, Brand New Woman

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Royel Otis – Pratts & Pain

Royel Otis, ein Duo aus Australien, das seinen Namen einfach aus den Vornamen der beiden Bandmitglieder, Royel Maddell und Otis Pavlovic, zusammengebastelt hat. Die beiden lernten sich in Sydney kennen und sind ohne großes Federlesen gleich losgestartet. Ihr Debüt Pratts & Pain, das am 16. Februar 2024 rauskam, entstand in London – unter den Fittichen von Dan Carey, der schon für Bands wie Wet Leg und Foals produzierte. Der Titel Pratts & Pain verweist auf den Pub „Pratts & Payne“ in South London, wo die beiden während der Aufnahmen regelmäßig zu Gast waren.

Der Sound von Pratts & Pain kombiniert Indie-Pop mit Post-Punk und Psychedelic Rock. Die Songs sind meist eingängig, rhythmisch und melodiös, mit einem leichten, luftigen Gesang, der über klirrende Gitarren und Synthesizer schwebt. Das Album erinnert an die frühen Werke der Strokes, versprüht aber zugleich eine leichte Sommerstimmung – perfekt, um die trüben Novembertage aufzuhellen. Royel Otis haben es bereits in die Charts in Australien mit ihrem Track Sofa King geschafft und mit einem Cover von Murder on the Dancefloor internationale Aufmerksamkeit erregt. Auch wenn sie nicht unbedingt neue Wege gehen, ist ihr Indie-Pop angenehm unbeschwert und groovig, gespickt mit discoartigen Stücken, langsamen Shoegaze-Passagen und einem Hauch Grunge – genug Abwechslung, um über dem Durchschnitt zu landen.

Highlights: Foam, Heading For The Door, Adored

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mui zyu – nothing or something to die for

Die britisch-hongkongnesische Musikerin Eva Liu, bekannt als mui zyu, setzt mit ihrem zweiten Album nothing or something to die for ihren Weg fort. Veröffentlicht am 24. Mai 2024, erkundet dieses Werk Themen wie menschliche Verbindung, Identität und die Absurditäten des Lebens. Mit einem Mix aus verträumtem Pop, experimentellen Klängen und traditioneller chinesischer Musik – wie den Instrumenten Guzheng und Erhu – schafft sie einen Sound, der westliche und fernöstliche Elemente vereint.

Neben ihrer Solokarriere ist mui zyu auch Mitglied der Band Dama Scout und nutzt die Pandemiezeit, um musikalisch und persönlich neue Welten zu erkunden. Ein Track wie sparky, inspiriert von der Eröffnungsszene aus David Lynchs Blue Velvet, zeigt ihren subtilen Humor, der sich trotz der oft melancholischen Töne ihrer Musik hindurchschleicht. Das Album ist ein Labyrinth, in dem man sich verlieren kann – und genau das ist großartig daran.

Highlights: everythind to die for, the mould, sparky

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Brandneue und unbekannte Indie-Songs gibt es in der Indie Revolution-Playlist auf Spotify. Hier streamen.

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