Deutschland beim ESC 2024: Alle acht Songs im Überblick

Bild: Bodine Monet

Die Katze ist aus dem Sack – im wahrsten Sinne des Wortes! Die diesjährigen Hoffnungsträger wurden endlich enthüllt. Acht Songs, einige aufregend, einige interessant, viele belanglos, warten darauf, unter die Lupe genommen zu werden. Einer von ihnen wird das Glück haben, Deutschland beim größten Musikspektakel Europas, dem Eurovision Song Contest am 11. Mai 2024 in Malmö, zu vertreten.

Als deutsche Musikfans haben wir es hier nicht leicht, wenn die ESC-Kandidat:innen bekannt gegeben werden. Es fühlt sich manchmal weniger wie ein „Song für Deutschland“ an, sondern eher wie ein „Song, der mit hoher Wahrscheinlichkeit im letzten Drittel des Endergebnisses landen wird“. Schon jetzt stürzen sich diverse Online-Persönlichkeiten wie Geier auf die Songs, um sie auseinanderzunehmen und nochmals zu betonen, dass es eine Schande ist, dass Electric Callboy nicht zum ESC geschickt wurde. Get over it, Leute.

GALANT – Katze

GALANT, das Elektropop-Duo, bestehend aus der 26-jährigen Mona aus München und dem 29-jährigen Paul aus Mannheim, schicken ihren Song „Katze“ ins Rennen. Von der Neuen Deutschen Wellen inspiriert, muss man sich eingestehen – das Ding funktioniert.

„Katze“ ist originell, hypnotisierend und endlich mal ein würdiger Beitrag auf Deutsch (zu dem Gegenteil kommen wir später). Mona überzeugt mit einem charismatischen Sprechgesang, der stellenweise an Judith Holofernes erinnert. Die Instrumentals sind groovy und eingängig. Aber, ja, jetzt kommt leider das große Aber: Der Song ist eindeutig nicht ESC-tauglich; ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie er auf der großen Bühne performt wird. Schade, ein echt interessanter Song, und das sage ich nicht nur, weil ich selber zwei Katzen habe.

Bodine Monet – Tears Like Rain

Die 23-jährige Sängerin Bodine Monet hat kanadische Wurzeln, kommt aber aus dem niederländischen Zandvoort. Schade, dass Kanada nicht am ESC teilnimmt, denn könnt ihr euch noch daran erinnern, dass wir 2008 nur 12 Punkte aus Bulgarien bekommen haben, weil No Angels-Lucy dort geboren wurde? Mensch, war das peinlich. Aber genug davon, lassen wir uns von Bodine Monet und ihrer Power-Ballade „Tears Like Rain“ (die ein bisschen an die ESC-Gewinnerin Emmelie de Forest erinnert) verzaubern.

Ich muss zugeben, nach einer kurzen Hörprobe auf YouTube war ich skeptisch, aber das gesamte Lied hat mir wirklich gut gefallen. Eine großartige Stimme und eine Melodie, die sofort ins Ohr geht. Ist dieser Song bahnbrechend? Nein, es ist ein Popsong, der sich sicher auch im deutschen Radiodschungel behaupten könnte. Mit einer beeindruckenden Live-Performance und dem Charisma dieser Sängerin sehe ich hier gute Chancen, nicht auf dem letzten Platz zu landen!

Max Mutzke – Forever Strong

Max Mutzke, der uns vor 20 Jahren beim ESC in Istanbul vertreten hat, will es noch einmal wissen. Und ich bete inständig, dass seine Popularität nicht dazu führt, dass er uns dieses Jahr erneut vertritt.

Während „Can’t Wait Until Tonight“ ein gelungener Popsong war, ist sein diesjähriger Song „Forever Strong“ eine belanglose Ballade, die sich irgendwie im falschen Jahrzehnt verirrt hat. Der Song führt ins Nirgendwo und ich habe bereits nach ein paar Sekunden gemerkt, dass irgendwelche Flecken auf meinem Bildschirm interessanter waren, als „Forever Strong“.

RYK – Oh Boy

RYK ist kein Unbekannter beim ESC. Schon 2018 wollte der gebürtige Rick Jurthe für Deutschland antreten, aber da kam ihm Michael Schulte in die Quere. „Oh Boy“, sein diesjähriger Song, ist eine epische Ballade mit einer wunderschönen Instrumentation. Schon jetzt wird der Song im Netz (insbesondere bei internationalen ESC-Fans) hochgelobt.

Tatsächlich könnte dieser Song mit einer gut inszenierten Live-Performance das Publikum in Europa überzeugen, denn bei diesem Song ist der Auftritt wirklich das A und O. RYK hat übrigens kein Bock auf die ESC-Geier und hat seine Kommentare bei YouTube ausgestellt.

Marie Reim – Naiv

Na klar, Schlager ist ein fester Bestandteil der deutschen Musikszene. Und na klar, es gibt ein paar Schlager-Klassiker, die man als Deutscher kennen und lieben sollte. Marie Reim, ja, die Tochter von Matthias Reim, gehört aber nicht dazu. Die „Verdammt, ich lieb’ Dich“-Nachkommin präsentiert sich mit lasziven Outfits, bedrohlichen Ketten und viel Nepotismus und möchte mit „Naiv“ dieses Jahr für Deutschland antreten.

Das Problem liegt hier nicht im Schlagergenre, meine Güte, die Amigos, Wildecker Herzbuben oder Kastelruther Spatzen würde vermutlich für einen ähnlichen Erfolg sorgen, wie die russischen Omis 2012. Aber „Naiv“ eben nicht.

NinetyNine – Love on a Budget

Kommen wir zum obligatorischen Pop-Boy, den wir in den meisten ESC-Vorentscheidungen finden. Fun Fact: NinetyNine, alias Daniel Leon Schmidt, hat seinen Künstlernamen, weil er 1999 geboren wurde und 1,99 Meter groß ist.

Der Newcomer schickt uns mit „Love on a Budget“ eine Ladung positiver und sommerlicher Vibes. Der Hamburger hat wirklich ein Händchen für eingängige Melodien, besonders der Refrain hat es mir angetan. Trotzdem ist auch dieser Song vielleicht nicht ganz ESC-tauglich und könnte in der Masse extrovertierter Künstler und Künstlerinnen untergehen. Aber hey, trotzdem ein schöner Song!

Leona – Undream You

Die nächste Ballade kommt von der Wahl-Hamburgerin Leona. In einem Song, der fast wie ein Olivia Rodrigo-Reject klingt, singt die 20-jährige (natürlich) von einer vergangenen Beziehung. Die Künstlerin träumte schon als Kind davon, auf der großen ESC-Bühne zu stehen.

Leider wird dieser Traum mit „Undream You“ wohl „undreamed“ bleiben. Eine schöne, aber vielleicht zu zarte Stimme und eine Standard-Ballade wie diese sind beim ESC schon lange nicht mehr der Renner. Die Live-Performance könnte dem Song vielleicht ’n paar Extra-Punkte verschaffen, aber große Chancen sehe ich nicht. Vielleicht schafft die Flensburgerin es in Zukunft mit einem etwas interessanterem Song.

ISAAK – Always on the run

Da ist noch jemand, der es wissen will: Isaak Guderian probierte sein Glück bereits bei „X Faktor“ oder „Show your Talent“, bislang blieb der große Erfolg aus. Also, was macht man wenn man seine kurzweilige Karriere ganz schnell beenden will – ab zum ESC!

Mit einem 08/15-Popsong á la Rag’n’Bone Man wird der Künstler bestimmt viele deutsche Radiohörer erfreuen und genau von denen auch ein paar Stimmchen beim Vorentscheid bekommen. Allerdings sehe ich die Chancen für den Künstler eher als gering an, insbesondere der übertriebene letzte Refrain, in dem das Wort „run“ auf unangenehme Weise betont wird, ist echt nicht gut…


Unter den abgelehnten Bewerbungen waren Kader Loth (das hätte ich persönlich gerne gesehen), Thomas Godoj (der es schon seit zwei Jahren erfolglos versucht) und Versengold, die mit ihrem Mittelalter-Folk sicherlich mehr Begeisterung ausgelöst hätten als so manche der ausgewählten Künstler. Aber wer versteht schon die Auswahlkriterien des NDR?

Fazit: „Tears Like Rain“ oder „Oh Boy“, aber wahrscheinlich eher Ersteres. Werden wir damit den Sieg holen? Wahrscheinlich nicht. Eine Top 10-Platzierung? Auch eher unwahrscheinlich. Aber bei diesen beiden Künstler:innen sehe ich uns nicht wie üblich auf einem der letzten Plätze. Wir werden sehen, was am 16. Februar 2024 in Berlin passiert. (Schaut euch lieber die Songs der anderen Länder an, da ist’s etwas spannender)


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