Tauche ein in eine geheimnisvolle Welt aus Streichinstrumenten und einer düsteren, flüsternden Stimme, begleitet von einer unheimlichen weißen Gesichtsmaske. Das ist die Welt von Jonathan Bree, in der jeder Song wie ein David-Lynch-Film klingt und man sich vor melancholischer Theatralik kaum retten kann. Mit seinen filmreifen Melodien und emotionaler Klangwelt definiert er das Chamber Pop-Genre auf ganz neue Weise. In seinen Songs handelt es von Verlust, Sehnsucht und zwischenmenschlichen Beziehungen und der Künstler entwickelt sich mit jedem Album aufs Neue weiter. Sein aktuelles Werk „Pre-Code Hollywood“ zeigt seine Vielseitigkeit, indem er Synthpop-Klänge in seine Musik integriert und sogar mit der Synth-Funk-Legende Nile Rodgers zusammenarbeitet. Doch wer steckt eigentlich hinter der Maske? Wer ist Jonathan Bree?
Eine musikalische Zeitreise: Jonathan Brees Karriere von den Anfängen bis zur Solokarriere
Reisen wir zurück in die Vergangenheit und tauchen ein in die musikalische Welt des Neuseeländers, der aus einer Familie voller Musikbegeisterter stammt. Schon früh kam er in Kontakt mit diversen Sounds und wurde von seinem Cousin Mark Lyons, einem talentierten Musiker, unterstützt und inspiriert. Als Teenager begann er, Schlagzeug zu spielen und trat in der Band seines Cousins, The Plaster Saints, auf. Dies war der Beginn einer erstaunlichen Karriere, die ihn zu einem einzigartigen Künstler machen würde.
Stellen wir unsere Zeitmaschine auf das Jahr 1998. Jonathan Bree gründete damals gemeinsam mit der Sängerin und Multiinstrumentalistin Heather Mansfield die Indie-Pop-Gruppe The Brunettes. Ihr erstes Projekt „Mars Loves Venus“ wurde zum begehrten Sammlerstück, von dem angeblich nur dreißig Exemplare im Umlauf sind. Mit der Verwendung von ungewöhnlichen Instrumenten wie Glockenspielen, Spielzeugpianos und Xylophonen schaffte es die Band schnell, sich als Geheimtipp in der Indie-Szene zu etablieren. Jonathan Bree war der kreative Kopf hinter der Band und blieb dies bis zur Ankündigung der Pause 2009. 2013 beschloss er, seine Solokarriere zu starten. Zu Beginn dieser Karriere trug er noch keine Latexmaske, aber seine Musik war bereits düster und… anders. Mit seinen Stücken erschafft er den Soundtrack für stille Stunden in einem verschlafenen Dorf, wo nur das Flackern von Kerzen und ein knisternder Kamin im Hintergrund zu hören sind. Jedes Lied ist eine kleine Orchestersymphonie, die die Fantasie der Zuhörer:innen anregt und sie dazu einlädt, eigene Geschichten dazu zu erfinden.
Der Wandel zum Maskenträger: Die Entwicklung des Genies
Eine gewisse Zeit nach dem Start seiner Solokarriere entschied sich Jonathan Bree für einen radikalen Image-Wechsel. Er tauchte erstmals mit einer gespenstischen weißen Maske auf, die seine Identität verbarg. Doch das war kein Zeichen von Schüchternheit oder Angst, im Gegenteil – er erschuf eine Kunstfigur, die sich ganz der Musik und der Inszenierung verschrieb. Der Fokus lag nun auf der Atmosphäre und der Klangwelt, die er kreierte. Mit dem Song „You’re So Cool“ landete er 2016 einen viralen Hit auf YouTube, dessen Video bis heute fast 30 Millionen Views hat.
Jonathan Bree ist ein Meister der Verführung. Mit seinen verträumten und hypnotischen Songs zieht er die Zuhörer:innen auf der ganzen Welt in seinen Bann, von dem man sich nur schwer wieder lösen kann. Seine Musik hat die Macht, die Hörer:innen in einen Stockholm-Syndrom-ähnlichen Zustand zu versetzen, und sie in der Romantik seiner Songs gefangen zu halten. Auf seinem Album „After the Curtains Close“ aus dem Jahr 2020 erschafft er eine neue Ebene der Eleganz, in der er das Scheitern einer langjährigen Beziehung besingt und höchst emotionale Texte in unsere Ohren haucht.
Zusätzlich arbeitet Jonathan Bree regelmäßig mit der neuseeländischen Sängerin Princess Chelsea zusammen, für die er auch als Produzent tätig ist. Gemeinsam haben sie den TikTok-Hit „The Cigarette Duet“ geschaffen, der innerhalb kürzester Zeit millionenfach angesehen wurde und sowohl bei Kritikern als auch bei Fans großen Anklang fand.
Disco-Ära Revival: Eine Reise zurück in die 80er
Der neueste Streich von Jonathan Bree, „Pre-Code Hollywood“, ist eine Hommage an die Synthesizer-Sounds der 80er Jahre. Der neuseeländische Künstler verbindet nostalgische Klänge geschickt mit seiner bekannten, düsteren Streichmusik und schafft so einzigartige Tracks, die dazu einladen, in einer verlassenen Tanzbar zu tanzen und zu träumen. Für die Platte konnte der Neuseeländer einen seiner Lieblingsproduzenten, Nile Rodgers, gewinnen, nachdem er ihm auf gut Glück eine E-Mail geschrieben hatte. Der Song „We’ll All Be Forgotten“ ist ein wahres Meisterwerk und erinnert unweigerlich an die goldenen Zeiten der Disco-Ära. Obwohl die letzten Jahre von einem Disco-Uprising und zahlreichen Synthie-Songs im Radio geprägt waren, ist Brees neues Werk keineswegs klischeehaft oder gewollt. Thematisch bedient das Phantom der Popmusik sich an seinen Lieblingsthemen: Liebe, Trauer und Sex.
Jonathan Brees Musik ist eine faszinierende Mischung aus Dunkelheit, Melancholie und Romantik, die sich wie ein Tentakel um die Zuhörer:innen legt und sie in seine einzigartige Welt zieht. Selbst nachdem der Vorhang fällt, bleibt diese Faszination bestehen und lässt uns nicht los. Wenn man dem Sog seiner Musik erneut nachgeben möchte, gibt es nur eine Lösung: erneut die Klänge von Jonathan Bree hören.